Die 7 Kommunikationsregeln für einen erfolgreichen Generationenwechsel
Im Interview mit Isabelle Klöpfer
Ein Generationenwechsel in Familienunternehmen ist mehr als nur die Frage nach Zahlen, Strategien und Prozessen. „Er ist vor allem eine Kommunikationsaufgabe“, betont Isabelle Klöpfer, Kommunikationsexpertin bei WORT+MARKE. Sie begleitet Unternehmerfamilien durch diese sensible Phase und weiß: "Kommunikation kann den Unterschied zwischen einem gelungenen Übergang und einem Generationenkonflikt ausmachen."
Für Isabelle gibt es klare kritische Momente, die in der Kommunikation, während eines Generationswechsel aufkommen. Einer davon ist in ihren Augen auch der Moment der Wahrheit: "der Übergang von 'Das war schon immer so' zu 'So machen wir es jetzt'", erklärt Isabelle. "Hier prallen unterschiedliche Welten aufeinander – und hier entscheidet sich, ob der Wandel gelingt oder scheitert."
In vielen ihrer Gespräche mit Familienunternehmen hat sie beobachtet, dass die meisten Konflikte nicht durch fachliche Differenzen entstehen, sondern durch mangelnde oder falsche Kommunikation zwischen den Generationen. In unserem Interview hat uns Isabelle ihre Regeln genannt, die zur erfolgreichen Kommunikation während eines Generationenwechsel führen:
Regel 1: Früh beginnen, kontinuierlich kommunizieren
"Viele denken, Kommunikation ist nur das Verkünden der Entscheidung. Dabei beginnt erfolgreiche Übergabe-Kommunikation Jahre vorher – intern wie extern", betont Isabelle.
Der Fahrplan, der jederzeit anpassungsfähig bleibt:
- Interne Gespräche in der Familie über Zukunftsvisionen
- Erste interne Signale an Mitarbeitende
- Klare interne Kommunikation der Übergabe-Timeline
- Die NextGen positioniert sich auch bei externen Stakeholdern
- Am Tag der Übergabe: Gemeinsame Botschaft aller Beteiligten an die Öffentlichkeit
Regel 2: Brücken bauen statt Gräben aufreißen
"Wie kommuniziert man Veränderungen, ohne die Unternehmensgeschichte zu entwerten? Indem man Brücken baut statt Gräben", so Isabelle. "Ich zeige, wie das Bewährte zur Basis für Neues wird. 'Wir ehren das Fundament und bauen darauf auf' – das verstehen alle Generationen."
Praktisches Beispiel:
Statt: "Wir transformieren jetzt das Unternehmen komplett"
Besser: "Wir kombinieren 30 Jahre Erfahrung und nutzen diese in Zusammenspiel mit den Möglichkeiten der digitalen Zeit"
Regel 3: Authentizität vor Perfektion
"Mein Geheimtipp für authentische Unternehmenskommunikation? Sei menschlich, nicht perfekt. Menschen kaufen von Menschen – und Menschen hören auch Menschen zu. Authentizität schlägt immer Hochglanz", rät Isabelle.
Das bedeutet konkret:
- Ehrliche Kommunikation über Herausforderungen
- Persönliche Geschichten einbauen
- Emotionen zulassen
- Fehler eingestehen und daraus lernen
Regel 4: Zuhören vor Sprechen
"Ich höre erst zu, bevor ich spreche. Widerstände entstehen meist aus Unsicherheit. Wer die Sorgen versteht, kann gezielt Vertrauen aufbauen", erklärt Isabelle ihre Herangehensweise.
Hier sind die häufigsten Sorgen der verschiedenen Stakeholder:
- Familie: "Wird das Lebenswerk respektiert?"
- Mitarbeiter: "Verliere ich meinen Job?"
- Kunden: "Bleibt die Qualität gleich?"
- Lieferanten: "Ändern sich die Konditionen?"
Regel 5: Die erste Kommunikation der Next Gen
"Mein Tipp für die erste Kommunikation der Next Gen nach außen? Du selbst bleiben, aber mit Respekt für das Erreichte starten. 'Auf den Schultern von Riesen stehen' – das schafft Vertrauen bei Mitarbeitenden, Kunden und Partnern."
Eine Erfolgsformel für den ersten Auftritt:
- Dankbarkeit für das Erreichte ausdrücken
- Kontinuität betonen
- Eigene Vision behutsam einführen
- Konkrete erste Schritte selbstbewusst kommunizieren
Regel 6: Interne vor externer Kommunikation
"Der größte Fehler ist, wenn Mitarbeiter Veränderungen aus der Zeitung erfahren", warnt Isabelle. "Interne Kommunikation muss immer vor der externen stehen."
Reihenfolge der Kommunikation:
- Familie und Kernteam (inklusive ggfs. Gremien, wie Beirat oder AR)
- Führungskräfte
- Alle Mitarbeitenden
- Wichtigste Kunden und Partner
- Öffentlichkeit/Medien
Regel 7: Konsistenz über alle Kanäle
"Jeder Berührungspunkt muss dieselbe Geschichte erzählen", betont Isabelle. "Von der Pressekonferenz bis zum Kundenbrief – die Botschaft muss stimmig sein."
Checkliste für konsistente Kommunikation:
- Kernbotschaften definieren
- Sprachregelungen festlegen
- Alle Sprecher instruieren
- Kommunikationsformate abstimmen
- Monitoring für die Berichterstattung und das Feedback einrichten
Wenn das alles steht, wird Kommunikation zum Erfolgsfaktor
"Gute Kommunikation macht aus einem Generationenwechsel eine Erfolgsgeschichte", fasst Isabelle zusammen. "Sie verwandelt potenzielle Widerstände in Unterstützung und Unsicherheit in Vertrauen." Die Investition in professionelle Kommunikation zahlt sich aus – nicht nur für den Übergabeprozess, sondern für die gesamte Zukunft des Unternehmens. Wir bei WORT+MARKE kennen die Nachfolgesituationen, lernen die Familie ganz persönlich kennen und kümmern uns um alles, was kommunikativ ansteht.
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