„Tradition ist unser Fundament“ – Sina Thomas über Nachfolge, Sichtbarkeit und den Wert gewachsener Kultur
WORT+MARKE im Gespräch mit Sina Thomas – Nachfolgerin in 2. Generation und Geschäftsführerin der Kletti GmbH, einem Familienunternehmen für flexible elektrische Beheizungssysteme in Sandhausen. Sie erzählt von ihrem Weg in die Nachfolge, warum Sichtbarkeit für Kunden, Mitarbeitende und sie selbst wichtig ist – und weshalb Werte, Kultur und Geschichten für sie das stärkste Kapital eines Unternehmens sind.
W+M: Sina, was bedeutet für dich persönlich Sichtbarkeit?
Sina Thomas: Sichtbarkeit ist sehr wichtig – auf verschiedenen Ebenen. Für unser Familienunternehmen war es entscheidend, im Zuge der Nachfolge ein „neues Gesicht“ zu zeigen. Es geht nicht darum, konkrete Mehrverkäufe zu messen, sondern darum, dass wir präsent sind, dass man uns kennt und weiß: Es gibt uns, und wir sind ein traditionsreiches Familienunternehmen, das bleibt.
W+M: Gab es diesen einen Moment, in dem du dich bewusst für mehr Sichtbarkeit entschieden hast?
Sina Thomas: Das war ein Prozess. Da wir kein klassisches Endkundengeschäft haben, sondern mit Händlern arbeiten, war Sichtbarkeit für uns ein wichtiger Marketingkanal – nicht nur für Produkte, sondern auch, um uns als attraktiven Arbeitgeber darzustellen.
W+M: Welche Kommunikationskanäle (on- und offline, intern und extern) nutzt du dabei am liebsten und warum?
Sina Thomas: Wir setzen stark auf LinkedIn, weil wir damit unsere Kunden, Lieferanten und Geschäftspartner am besten erreichen. Instagram nutzen wir nicht. Wichtig ist für uns auch die regionale Sichtbarkeit, etwa durch Sponsoring von Sportvereinen oder den Austausch mit dem Bürgermeister in Sandhausen. Intern haben wir mit WORT+MARKE den „Quartalsblick“ entwickelt – eine Art Newsletter für die Belegschaft. Das kam sehr gut an, weil wir so unsere Mitarbeiter:innen regelmäßig abholen können.
W+M: Ist Sichtbarkeit deiner Meinung nach gerade in der Nachfolge bzw. als Unternehmerin wichtig?
Sina Thomas: Die Senior-Generation hat das Fundament gelegt, die Junior-Generation baut darauf auf und führt es in die Zukunft – und dafür braucht es Sichtbarkeit, intern wie extern. Gerade langjährige Kunden oder Lieferanten wollen spüren: Es geht weiter, das Unternehmen bleibt verlässlich.
W+M: Welche Auswirkungen hat deine Sichtbarkeit – nach außen für das Unternehmen, nach innen für die Mitarbeitenden und ganz persönlich für dich selbst?
Sina Thomas: Sichtbarkeit wirkt auf mehreren Ebenen: Für die Mitarbeitenden ist sie zwar spannend, verlangt aber Fingerspitzengefühl – zu viel Selbstdarstellung würde falsche Signale senden. Nach außen, zu unseren Kunden, hat sie dagegen viel positives Feedback ausgelöst: Sie schätzen es, Einblicke zu bekommen und zu sehen, was wir bewegen. Und für mich persönlich bedeutet Sichtbarkeit eine große Stärkung. Der Zuspruch hat neue Türen geöffnet – von Radiointerviews bis hin zu Vorträgen über Nachfolge – und gibt mir immer wieder Rückenwind.
W+M: Wann war der Moment, in dem du wusstest: ich möchte das Unternehmen übernehmen und in die Zukunft führen?
Sina Thomas: Das war nie ein einzelner Moment, sondern ein jahrelanger Prozess. Man wächst langsam hinein, muss Expertise aufbauen und sich beweisen. Es gibt Phasen, in denen man am liebsten alles hinschmeißen würde – aber auch viele Momente, in denen man sieht: Wir haben das Unternehmen zukunftsfähig gemacht. Das motiviert.
W+M: Was war dein größtes Learning beim Generationenwechsel?
Sina Thomas: Geduld. Man kann nicht mit der Brechstange durchgehen. Am Unternehmen hängt auch die Identität der Vorgängergeneration – das kann man niemandem einfach wegnehmen.
W+M: Was treibt dich täglich an in deiner Rolle als Unternehmerin?
Sina Thomas: Das Team. Wir haben gemeinsam etwas aufgebaut, und die Firma ist mein Zuhause. Zu sehen, dass es den Mitarbeitenden gut geht, dass eine gute Stimmung herrscht und wir unsere Unternehmenskultur täglich leben – das treibt mich an.
W+M: Welchen Rat gibst du Nachfolgerinnen, die noch zögern – sowohl mit Blick auf den Schritt in die Nachfolge als auch auf ihre eigene Sichtbarkeit?
Sina Thomas: Traut euch! Geht den Schritt in die Sichtbarkeit. Viele laufen lange „unter dem Radar“. Wer in die Nachfolge geht, braucht Haltung und ein Standing – das erreicht man nur durch Sichtbarkeit.
W+M: Welche eine Sache hat deine Sichtbarkeit am meisten verändert – und warum?
Sina Thomas: Vor allem die Positionierung. Die Gründer haben ihr Standing, aber was bringt die nächste Generation mit? Durch eine starke und individuelle Positionierung von sich und dem Unternehmen kann man herausarbeiten, dass man eigene Stärken und Kompetenzen hat – nicht „nur“ Sohn oder Tochter ist.
W+M: Wenn dein Personal Brand einen Claim hätte – wie würde er lauten?
Sina Thomas: Tradition ist unser Fundament. Die Werte, die Kultur und die Geschichten, die über Generationen gewachsen sind, sind das beste Kapital eines Familienunternehmens. Dieses Fundament muss respektiert und als Basis für die zukünftige Entwicklung genutzt werden. So prägt es nicht nur unsere Unternehmenskultur, sondern auch die Beziehungen zu unseren Kunden und Lieferanten.
W+M: Vielen Dank, Sina, für die motivierenden und ehrlichen Einblicke in euren Generationenwechsel und deine Erfahrung in Sachen Sichtbarkeit und Nachfolge. Viel Erfolg weiterhin!
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